Montag, 31. Juli 2006  |  2463 x gelesen  |  0 Kommentare
 
Guerriero nimmt Stellung in der LZ
 
EBIKON - Ein Billardspieler darf ein halbes Jahr keine Turniere spielen weil er an der Meisterschaft positiv auf Haschisch getestet wurde. Nun hat er vom Kiffen genug.

Das erste Mal Cannabis geraucht hat der Ebikoner Rico Guerriero mit 16. Das war an einem Sommerabend in der Stadt Luzern. Jetzt, mit 41 Jahren, ist Schluss damit. Rico Guerriero will nicht mehr rauchen. Die jüngsten Vorfälle haben ihn quasi zu dieser Massnahme gezwungen.

Der Pool Billardspieler darf für sechs Monate nicht mehr am nationalen Spielbetrieb teilnehmen. Die Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic hat die Strafe verhängt. Als Konsequenz darauf, dass er an den Schweizermeisterschaften im Pool Billard positiv auf Doping getestet wurde. Genauer: Positiv auf Cannabis. Und dieses gehört zu jenen Wirkstoffen, die im Wettkampf verboten sind. Bei Rico Guerriero war der Cannabiskonsum eine Woche her. Dennoch hat der Dopingkontrolleur die Substanz in seinem Körper nachweisen können. Sogar viel habe er geraucht, heisst es im Urteil. Es ist seit zehn Jahren das erste Mal, dass ein Spieler positiv auf Doping getestet wurde.


Zwei weitere Dopingfälle

Nebst Rico Guerriero wurden an den Schweizermeisterschaften im Pool Billard zwei weitere Spieler des Cannabiskonsums überführt. Der Ebikoner hat als einziger Rekurs eingereicht. «Ich habe nicht gewusst, dass man auch vor dem Spiel kein Cannabis rauchen darf.» Zumal sich der Stoff eine Woche vor der Meisterschaft kaum mehr beruhigend auf das Spiel habe auswirken können. Und Cannabis nicht zur Leistungssteigerung beitragen kann, was ja das Ziel von Doping ist. All dies müsse doch zu einem milderen Strafurteil führen, so seine Darlegung in der Beschwerde. Die Argumente fanden kein Gehör.


"Schiisst mit a"

Das Urteil trifft ihn hart. «Es schiisst mi a», sagt er zwischen einem Zug von seiner Zigarette. Der gelernte Plattenleger hat sich jetzt extra in Willisau eine temporäre Stelle mit grosser Präsenzzeit gesucht. «Damit mein Arbeitstag erst gegen 20 Uhr oder 21 Uhr endet. So komme er abends gar nicht mehr dazu, im privaten Billardclub in Littau zu trainieren.» Wozu sollte er auch? Denn ohne den Fokus Schweizermeisterschaft fehle die nötige Motivation fürs Training. Dieses Ziel ist vorerst vom Tisch. «Weil ich für die nächsten drei Verbandsturniere gesperrt bin, wird es mir nur erschwert möglich sein, mich für die Schweizermeisterschaften 2007 zu qualifizieren.»


Spät begonnen

Zum Billardspiel kam er mit 25 Jahren. Die Konzentration, die Fehler, die sich sofort rächen und für die man selber gerade stehen muss: All dies hat ihn am Spiel fasziniert. Ein Jahr später ist der Club zu seiner zweiten Heimat geworden.Der allein stehende 41-Jährige eine Lizenz gelöst, um auch an Turnieren mitspielen zu können. Top 50, Top 30, dann kam die Einsicht: «Im Wettkampf kann ich nicht umsetzen, was im Training klappt.»
Guerriero beginnt mit sich zu hadern. Ein Jahr Unterbruch. Doch er will weiter machen. Kauft ein Buch über mentales Training. Und seine Rückkehr im Jahr 2000 wird zum Erfolg. «Seither habe ich drei Medaillen geholt.» Nun erfährt seine Karriere erneut einen Knick. Er sagt: «Diesen Sommer werde ich zum letzten Mal rauchen.» Seinem Chef ist dies egal. Hauptsache, er bringe die Leistung.


Simone Hinnen

Swiss Olympic: „Rico Guerriero ist gesperrt wegen Cannabiskonsum, weil es sich hierbei um eine verbotene Substanz handelt“, sagt Gerhard Walter, Präsident der Disziplinarkammer für Dopingfälle von Swiss Olympic. „Am Urteil gibt es nichts zu rütteln.“ 2004 hat Swiss Olympic den Kodex ser World Anti-Doping Agency übernommen. Im Anhang zu diesem Kodex wird Cannabis als verbotene Substanz aufgeführt. Daran haben sich sämtliche 82 Sportverbände zu halten, die Swiss Plympic angeschlossen sind. Hierzu gehört auch der Billardverband, obschon es sich nicht um eine olympische Disziplin handelt.
 
 
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