Donnerstag, 10. Juli 2008 | 2846 x gelesen | 0 Kommentare | |
Back to the roots! | |
Von Ralph Eckert, Quelle: www.billard-aktuell.de
Ich hatte mal wieder Schreiblust und habe mich einer für den Billardsport bedeutenden internationalen Entscheidung von 1949 gewidmet. Nicht dass ich jetzt irgendetwas durchsetzen oder beeinflussen möchte. Nein, aber der Fakt aus dem Text, wurde nie Bestandteil vieler Diskussionen hier. Von daher.... Habt einfach viel Spaß an dem Artikel! Ein Beitrag von Ralph Eckert. War es nicht erst in der Januar 2008 Ausgabe des Billiards Digest, in der es um den Tod der 9-Ball Disziplin im Pool Billard ging? Soft Breaks, Rack Machines, Break Zones, Tapping, alternate Break und mehr wurde – vielleicht nicht unberechtigt – als Grund für den Niedergang der Disziplin herangeführt. Nun möchte ich nicht noch einmal wiederholen, was bereits publiziert ist und somit in aller Ausführlichkeit bereits dargestellt wurde. In Kürze wiedergegeben ging es von Veranstalterseite her, dass harte Breaks erwünscht waren, jedoch raffinierte neue Dreiecke oder auch das Tappen der Bälle beim Aufbauen, dies so zuverlässig machten, dass harte Breaks eigentlich gar nicht mehr nötig waren. Was erfolgsorientierte Spieler natürlich sofort und verständlicher weise in Form von sogenannten Soft Breaks umsetzten. Top Spieler die durch jahrelanges Training ein hartes Break gut und effizient einsetzen konnten, beschwerten sich zu Recht, dass dieser – Ihr – Vorteil nun dahin sei! Dann gab es die ersten Reaktionen in Form von Regeländerungen, die wieder einen harten typischen 9-Ball Break forcieren sollten. Mancherorts wurde eine sogenannte Break Box eingeführt (meist in den USA), das Dreieck wurde auch mal weiter vorn aufgebaut (WM 2001 und Euro Tour 2008) als auch Regeln die vorschreiben wieviel Objektkugeln beim Break die Kopflinie kreuzen müssen (Euro Tour ab 2007), wurden eingeführt. Von den Taschen die generell vom Veranstalter auch mal enger gemacht wurden (WM 2005), als es die WPA Spezifikationen eigentlich vorsahen mal ganz abgesehen! Entsprechend wurden auch die WPA Spezifikationen nachkorrigiert. All das sollte das Break (wie Oben) und damit auch das Spiel (engere Taschen) schwieriger machen! Schwieriger auch deswegen, weil mit dem International signifikant zu beobachtenden Anstieg des Spielniveaus immer öfter die Gefahr bestand, dass ganze Sätze hätten ausgestoßen werden können! Was das Spiel selbst im TV nicht nur zu einfach hätte aussehen lassen, sondern auch ein Novum in einer Sportart wäre, wenn ein Mitstreiter erst gar nicht zum Zuge käme! In einem „Spiel“ kann das schon eher mal passieren. So kam dann auch immer öfter das Wechseln des Anstoß Rechts auf den Prüfstand. Nicht immer der Gewinner durfte das nächste Spiel anstoßen, sondern es geschah im Wechsel nach jedem einzelnen oder auch nach drei Spielen. Wie dem auch sei. Dies ist eigentlich nicht mein Thema hier! Mir geht es darum aufzuzeigen, dass durch das „Anpassen“ der Regeln und Turnierordnungen nach all den Jahren offensichtlich noch keine langfristig zufriedenstellenden Resultate erreicht wurden. Bzw. wohl auch noch in Zukunft noch weitere Änderungen und Ergänzungen auf uns zu kommen werden. Über 10-Ball wird z.B. nicht nur laut nachgedacht – da gibt es jetzt sogar schon eine offizielle WM dafür! Warum auch nicht? Viele Spieler wollen ja 10-Ball. Somit geht es mir hier nicht nur um 9-Ball. Auch im lange vergessenen klassischen 14/1e gibt es wieder offizielle Weltmeisterschaften, obwohl diese vorher auch deswegen weniger wurden, weil auf ein Ausspielziel von 150 oder weniger Punkten, sich immer seltener ein Favorit wirklich durchsetzen konnte, wenn er denn überhaupt zum Zuge kam. Schon 1969 beendete Irving Crane das Endspiel in nur einer Aufnahme (auf 150) das Spiel, bei dem sein Gegner (Joe Balsis) nur noch zuschauen konnte. Vor dem 2. Weltkrieg waren Ausspielziele von über 300, ja meistens sogar 600 und mehr (!) Punkte der Standard! Ist es ratsam bei einer WM ein Ausspielziel von 150 Punkten zu haben, wenn fast jeder der Teilnehmer schon einmal eine Serie von über 200 gespielt hat und die Rekorde jenseits der 400 liegen? Kein Wunder das man sich in den 70er und 80er Jahren „schwierigeren“ Spielen wie 9-Ball und One-Pocket zuwandte. Daraus resultiert die Frage, ob Pool Billard generell nicht vielleicht zu „leicht“ geworden ist? Ist es eigentlich nicht, aber es wurde 1949 „leichter“ gemacht! Bis dahin war das Standardmaß für Pool Billard Tische 10 Fuß! Die damalige Entscheidung von 10 Fuß auf 9 Fuß Tische zu wechseln bzw. als das Standardmaß einzuführen, war zu dieser Zeit vielleicht die richtige Reaktion, um dem damals so stagnierenden Billardmarkt entgegenzuwirken. Heute nach knapp 60 Jahren hat man erreicht, dass Pool Billard sich international weit verbreitet hat und wieder zunehmend populär wird! Erfreut sich eine Sportart aber zunehmender Popularität, wird auch das Wettbewerbsniveau stark steigen! Genau das was gerade im Pool Billard passiert! Und es wird wohl noch weiter steigen, obwohl wir uns auf Weltebene schon immer öfter nahe an der Perfektion bewegen! Phasenweise erreichen nun in einigen Ländern sogar international relativ unbekannte Spieler schon Perfektion. Statt nun die Regeln, Spielarten, Turnierordnungen, Spezifikationen immer weiter anzupassen, sollte die Entscheidung die 1949 getroffen wurde, wieder rückgängig gemacht werden! „Unmöglich“ höre ich schon viele sagen, und das war eigentlich auch das Erste was mir dazu eingefallen ist! Spielen wir es doch – zum Spaß – mal durch. Anfangen müsste es, dass die WPA 10 Fuß Tische genehmigt, bzw. Wettbewerbe darauf zugelassen sind. Dann wäre es denkbar das ein findiger WM Ausrichter (oder auch Ausrichter von Kontinentalmeisterschaften) für seine nächste Veranstaltung 10 Fuß Tische bestellt. Er könnte wieder normal die 9-Ball Racks aufbauen lassen (nicht höher), bräuchte keine Break Box oder sonst eine Regel, um 9-Ball künstlich „schwieriger“ zu machen. Spielt das Spiel wieder auf einem „normalen“ Tisch wie er vor 1949 üblich war und Ihr werdet sehen, das dass Spiel wieder schwer genug ist! Auch 14/1e könnte wieder sehr interessant werden! Lag doch bis 1947 die (Turnier-) Höchstserie auf einem 10 Fuß Tisch bei 127 Bällen. Gehalten von Jimmy Caras und Willie Mosconi. Noch ein Nebeneffekt: Pool würde im TV im Vergleich zu Snooker nicht mehr so... nun sagen wir mal „niedlich“ aussehen! Jeder Laie kann den Eindruck bekommen, was für ein „leichtes“ Spiel das sein muss, wenn es auf einem so viel kleineren Tisch gespielt wird wie Snooker! Denn der Größenunterschied bleibt auch einem Laien nicht verborgen! So war es z.B. als ich selbst 1982 in das neueröffnete Billardcafé von Tobias Kim in Ludwigshafen einmarschierte und zum ersten mal einen 12 Fuß Snookertisch sah! Mein erster Gedanke war: „So sieht also ein richtiger Profitisch aus, auf dem die Profis spielen!“ Bis man mir das Balltablett mit den Snookerkugeln reichte... erst dann bemerkte ich meinen Irrtum. Ein Irrtum der so groß gar nicht war, wenn man aus heutiger Sicht die Einkommensverhältnisse von Snooker- und Pool Profis vergleicht. Pool Billard würde auf einem 10 Fuß Tisch nicht nur anspruchsvoller als Heute aussehen – es wäre auch Anspruchsvoller! Noch dazu wenn man bedenkt, dass bis 1857 Pool und Snooker eigentlich Eins waren! Beides war Billard und noch nicht durch Regeln und Spezifikationen getrennt! Und das Standardmaß waren 12 Fuß Tische!! Das gilt sogar für Karambolage, wurde doch damals auch auf den (12 Fuß) Billardtischen mit Taschen meist ein Spiel mit 4 Kugeln gespielt, bei dem man durch das Versenken der Kugeln, aber auch durch Karambolagen Punkte erzielen konnte. Die US-amerikanischen Einwanderer wollten wie in Ihrer Heimat Billard spielen. Zunächst haben sie einzelne Tische mitgebracht oder einfach importiert. Später wurden sie in eigenen Billardfabriken hergestellt. So änderten sich langsam – die ohnehin noch nicht festgeschriebenen – Spezifikationen allmählich. 1857 war es Michael Phelan der die bis dahin runden Taschen (wie heute noch beim Snookertisch) kantig machte, so wie sie heute noch im Pool in Gebrauch sind! Schon gab es die „englischen“ und die „amerikanischen“ Taschen. Man sagte später auch „Englisches Billiard“ oder „amerikanisches Billiard“. Dadurch begann meiner Meinung nach auch die Spieltechnische Abgrenzung zum Snooker, die diese unterschiedlichen Taschenformate bedingen – aber das wäre ein anderer Artikel! Etwa 1871 gab es den ersten 11 Fuß Tisch und etwa ab den 1890er Jahren die ersten 10 Fuß Tische! Diese eben bis 1949! Jimmy Caras war es, der immer gern zu sagen pflegte, dass Er der letzte ungeschlagene Meister (1949 gegen W. Mosconi) auf einem 10 Fuß Tisch ist. Er verstarb leider inzwischen – aber eben ungeschlagen! Ich kenne das „Totschlag Argument“, dass große Tische eben nicht wirtschaftlich seien und kein Billardhallenbesitzer nun alle seine 9 Fuß Tische gegen 10 Fuß Tische austauschen würde. Soll er auch nicht!! Aber er darf es! Warum gibt es überhaupt so viele Hallenbesitzer mit 9 Fuß Tischen? Warum nicht gleich 8 Fuß Tische? Sind die nicht auch genehmigt? Gibt es in den USA sehr häufig! Oder auch gleich 7 Fuß Tische? Oh, dann sind wir ja im Automatenbereich! Ob das dann noch Sport ist? Was wäre denn wenn Heute (z.B. in Deutschland) ein Billardcafé aufmachen würde in dem lauter 10 Fuß Tische stehen würden? Ich würde es so machen! Es wäre paradox – denn Ich dürfte eigentlich keine Meisterschaften genehmigt bekommen, weil mein Spielmaterial nicht den WPA Anforderungen entsprechen würde! Ist das nicht Lustig? Ja, es würde den Anforderungen nicht entsprechen. Weil es – meiner Meinung nach – viel besser wäre! Oder? Ich kann es nur vermuten – aber zumindest die Billardtischhersteller wären bestimmt dafür. Könnten sie doch so manchen Tisch zusätzlich oder neu verkaufen. Sicher wären 10-Fuß Tische wohl auch teurer. Würde es jedoch so beginnen, dass einzelne Meisterschaften auf den dann „großen“ Tischen gespielt werden, würden einzelne Spieler versuchen Ihre Lokalbetreiber dazu zu überreden zumindest einen „großen“ Tisch anzuschaffen, auf dem sie dann trainieren könnten. Und die Dinge nähmen Ihren Lauf.... Viele – sehr viele – Funktionäre, Spieler oder Lokalbetreiber wissen im übrigen gar nicht, dass es früher 10 Fuß Tische gab! Erst recht nicht von den 11 und 12 Fuß (Pool-) Billard Tischen von vor 1890! Allein deswegen wollte ich nicht versäumen dies mal wieder in Erinnerung zu rufen! Zumal man unter den Flügeln der WCBS versucht die drei großen Billardarten als drei Disziplinen gegenüber dem IOC zu vertreten. Wenn man bedenkt, dass früher sogar das Material schon mal „fast“ einheitlich war.... Nicht das man jetzt dem Snooker nacheifern sollte – dann könnte man Pool ja gleich wieder auf 12 Fuß Tischen spielen, wie es vor 1871 auch gespielt wurde. Braucht Pool auch gar nicht – schließlich ist Pool heute die viel weiter verbreitete Billardart! Mitunter weil man Pool eben auch auf kleineren Tischen spielen kann! Deswegen sollen ja meiner Meinung nach auch weiterhin 9 Fuß Tische in Gebrauch bleiben – aber die 10 Fuß Tische sollten eben auch „offiziell“ werden. Ach ja, und dann war da noch ein sehr prominenter Top Spieler und Weltmeister, der auf diesen Gedanken angesprochen zu bedenken gab, dass man dadurch ja auch das Spiel selbst ändern würde! Das Wesen des Spiels. Würde 9-Ball oder 8-Ball dann noch so gespielt werden können wie es Heute gespielt wird? Nun, die gleiche Beschwerde hätte seinerzeit (1949) Willie Mosconi abgeben können. Hatte man doch „sein“ Spiel einfach so vereinfacht und im Wesen geändert! Ich möchte mit diesem Artikel nicht eindringlich erscheinen, so doch zur Diskussion anregen, zumal – wie gesagt – kaum noch jemand davon Kenntnis hatte und somit diese Möglichkeit gar nicht erst in die Diskussionen einfließen konnte. Mit freundlicher Empfehlung, Ralph Eckert, Mannheim den 02. Juni 2008 Quellenangabe: “The Billiard Encyclopedia” by Victor Stein & Paul Rubino (Ausgabe 1994) “The new illustrated Encyclopedia of Billiards” by Mike Shamos (Ausgabe 1999) “Pocket Billiard fundamentals & Trick Shots made easy” by Jimmy Caras (Ausgabe 1969) | |
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